Der Grüthof in Wildensbuch, im Zürcher Weinland, produziert eine wunderschöne Vielfalt an Biolebensmittel und liefert u.a. direkt in die Foodcoops, Depots und Mitgliederläden im POT Netzwerk. Hier ein kleiner Einblick in ihr spannendes Schaffen.
Bei unserem Besuch bei Beatrice Peter und Jorge Vásquez wurden wir erstmals unheimlich fein bekocht. Die vegetarische Fejoada bereitete Jorge aus den selbst angebauten schwarzen Bohnen zu. Es sei ursprünglich eine brasilianische Sorte gewesen, erzählt er, die er vor einigen Jahren versuchte anzubauen. Und der Versuch hat Früchte getragen: mit viel experimentieren, vermehren und selektionieren, hat Jorge nun eine Hofsorte entwickelt, die unter den hiesigen klimatischen und bodenspezifischen Gegebenheiten gedeiht. Dazu gab es eine Polenta, die so richtig wunderbar nach Mais schmeckte.
Boden- und menschennährende Proteinquelle
Die schwarze Bohne ist nur eines der vielen beeindruckenden Beispiele vom Wirken der beiden umtriebigen Landwirt:innen. In Kooperation mit der GZPK (Getreidezüchtung Peter Kunz) läuft diese Saison ein Sortenversuch mit Stangen- und Buschbohnen, die in Kombination mit Mais angebaut werden. Hierbei werden gleich mehrere Pflanzeninteraktionen sinnvoll genutzt: Einerseits gehen Bohnen mit stickstofffixierenden Bakterien eine Symbiose ein, wodurch Stickstoff aus der Luft in den Boden eingebracht wird. Dieser versorgt sowohl die Bohne als auch den Mais. Andererseits dient der Mais den Bohnen als natürliches Rankgerüst.
Diese Symbiose ist nicht nur den Bohnen eigen, alle Hülsenfrüchte (Leguminosen) und einige andere Arten gehen solche ein. Essbare Hülsenfrüchte anzubauen hat gleich mehrere positive Effekte auf die Umwelt: Aufgrund der eigenen Stickstoffversorgung, muss nicht zusätzlich gedüngt werden. Das ist energieeffizient und reduziert die Emission von Klimagasen. Denn mehr Fläche kann direkt für den Anbau menschlicher Nahrung genutzt werden, anstelle von Futtermittelproduktion für Tiere, die uns Dünger schenken. Da Jorge und Beatrice viele ihrer Kulturen in Mischkultur mit Leindotter als Stützfrucht anbauen, tragen sie gleichzeitig zur Förderung der Biodiversität bei:
«Leindotter ist sehr wertvoll für die Wildbienen und auch für die Honigbienen. Das ganze Feld summt in der Blütezeit. Im Zürcher Weinland kommt zudem eine sehr seltene Wildbiene vor, die Schwarzblaue Sandbiene, die nur auf gelbblühenden Kreuzblütlern Nektar sammelt, wie eben dem Leindotter oder dem Ackersenf.»
Lokaler, klimaschonender Kaffee
Beatrice und Jorge bauen eine Vielzahl an Leguminosen an: weisse, schwarze und rote Bohnen, grüne, braune und schwarze Linsen, sowie schmalblättrige Lupinen. Letztere lassen sie zu Lupinenkaffee rösten.
«Wer den Kaffee bei uns kauft, hat die Garantie, dass er keine langen Transportwege aus Übersee hinter sich hat. Zusätzlich werden beim Anbau keinerlei Pflanzenschutzmittel eingesetzt, beides Faktoren, die unsere Umwelt schonen. Im Gegensatz zum weltweiten Kaffeehandel profitieren keine Zwischenhändler, es gibt weder Ausbeutung noch Kinderarbeit.»
Genetisch vielfältiger Mais vs. Hybridmais
Die Bramata, die feine Polenta und das noch feinere Maismehl vom Grüthof sind nicht nur aussergewöhnlich farbenfroh, sondern auch besonders gehaltvoll: sie besteht aus 2 peruanischen und 2 mexikanischen Landmaissorten. Jede Saison ernten Beatrice und Jorge die schönsten Maiskolben, trocknen sie und nehmen ihre Körner nach für die nächste Saison. Eine Arbeit, welche die wenigsten Landwirt:innen tun, aber immens wichtig ist für den Erhalt der genetischen Vielfalt. Ein grosser Genpool ist unsere Rückversicherung, um neue Sorten entwickeln zu können, die den klimatischen Herausforderungen in Zukunft standhalten.
«Unsere Polenta wird aus alten Landmaissorten gemacht. Das sind Populationssorten, die natürlich vermehrbar sind. Bei Hybridmais dagegen sind die Sorteneigenschaften nur eine Generation lang stabil. Im Hybridmais ist nur ein kleines Spektrum der genetischen Vielfalt enthalten, da nur wenige Maissorten als Grundlage für die Hybridzüchtung dienten. Landmais hingegen umfasst eine viel grössere Vielfalt an Farben, Formen und Maissorten.»
Der Grüthof kultiviert Vielfalt auf allen Ebenen: genetische Vielfalt bei den Sorten, Artenvielfalt durch biologische Produktion und auch auf den Biodiversitätsförderflächen. Da Beatrice Peter auch Naturschutzbiologin ist, liegt ihr die Förderung und Erhaltung der einheimischen Arten neben der respektvollen Lebensmittelproduktion auch sehr am Herzen.
Mehr Informationen zum Grüthof, und den noch viel umfangreicheren Bereichen und Produkten, findet ihr auf der Website: https://gruethof-wildensbuch.ch